U-Bahn-Pläne in Landeshauptstädten sorgen für Diskussion

In Salzburg und Graz will man den öffentlichen Verkehr ausbauen. In beiden Städten möchte man daher neue, unterirdische Bahnlinien schaffen. Vorhaben die aufgrund der hohen Kosten nicht nur auf Zuspruch stoßen.

Salzburg – eine unendliche Geschichte?

Mozarts Geburtsstadt hat zwar nur ca. 150.000 Einwohner, aber verkehrstechnisch platzt es aus allen Nähten. Enge Gassen und viele Pendler aus dem Umland sind für die regelmäßigen Verstopfungen in der Innenstadt verantwortlich. 2017 war Salzburg sogar Österreichs Stauhauptstadt. Dabei könnte man nicht behaupten, dass die Salzburger keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen. Seit 2004 gibt es in Salzburg ein S-Bahn-Konzept, und man möchte sich gar nicht vorstellen, wie es heute in der Stadt aussehen würde, wenn dieses nicht eingeführt worden wäre. Die Züge sind in den Stoßzeiten beinahe überfüllt.

Auch das Stadtbus-Netz, dessen Oberleitungen übrigens zu 100% aus erneuerbarer Energie gespeist werden, findet relativ hohe Akzeptanz. Nur nützt das alles nichts, wenn die Busse im Stau stecken bleiben. Die Straßen sind zu eng, um überall separate Busspuren einzuführen. Somit scheidet auch die Straßenbahn als Verkehrsträger aus, die das selbe Problem hätte, und aus diesem Grund auch einst abgeschafft wurde.

Die Probleme sind nicht neu, und bereits seit Jahrzehnten bekannt. Genauso lange diskutiert man auch schon über eine U-Bahn, die die Altstadt unterqueren soll. Regelmäßig wurde das Thema in Wahlkämpfen aus den Schubladen geholt, bis sie nach der Wahl wieder darin verschwanden. In den letzten 10 Jahren wurde die Verkehrsproblematik immer akuter und die Überlegungen wurden ernsthafter. Es wurde viel Geld für die Überprüfung verschiedener Varianten sowie für Kostenschätzungen ausgegeben.

Das Ergebnis der letzten Schätzung war, dass es ein enormes finanzielles Risiko für die Stadt wäre. Der Untergrund könnte nämlich für den Bau einer U-Bahn schlechter nicht sein. Aufwändige Vereisungen des Bodens wäre notwendig, um Einbrüche zu verhindern. Das Risiko wäre in der Altstadt, wo die Gebäude auch ohne U-Bahn-Bau schon nachgeben, am größten. Somit wurden die Pläne seinerzeit von Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) wieder verworfen. Man wolle lieber auf 25 Meter lange Doppelgelenkbusse setzen, und glaubt, dass es beim Stadtbus noch Potential gibt.

Neuer Bürgermeister, neuer Anlauf

Lokalbahnhof Salzburg
Der bestehende Lokalbahnhof in Salzburg
Foto: Herbert Ortner, Lizenz: CC-BY 2.5

Als Heinz Schaden aufgrund seiner Verurteilung im Salzburger Finanzskandal zurücktrat, wurden die Karten neu gemischt. Der neue Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP), übrigens Besitzer einer Fahrschule, möchte zumindest ein kleines Stück der Bahn bauen lassen. Nämlich zwischen dem Hauptbahnhof, wo sich seit 1996 bereits die erste unterirdische Station befindet, und dem Mirabellplatz, der ein wichtiger Knotenpunkt für Buslinien aus dem Umland ist. Die bereits existierende Station ist heute Endstation der Linien S1 und S11 (Salzburger Lokalbahn). Schon 1996 hat man ein kleines Stück in Richtung Mirabellplatz gebaut – um die Zug-Garnituren dort parken oder umkehren lassen zu können. Somit werden nur noch 750 Meter benötigt.

750 Meter die es aber in sich haben. Man rechnet mit Kosten von 140 Millionen Euro. Und das obwohl die Bahn dann endet, und nicht weitergeführt wird. Ein Vollausbau quer durch die Stadt würde in die Milliarden gehen. Eine Umsetzung scheint höchst fraglich. Und so fragen sich viele, ob es wirklich notwendig ist, 140 Millionen für eine Strecke auszugehen, die man in 2 Minuten auch mit dem Bus befahren kann. In der Stadtregierung denkt man aber schon weiter. So könnte die Bahnstrecke im Norden von Salzburg an den Parkplatz des Messezentrums angebunden werden. Touristen könnten dort parken, und mit der Bahn bis zum Mirabellplatz fahrt. Und da dieser nur wenige Gehminuten von der Altstadt entfernt ist, könnte dieses Angebot für den einen oder anderen durchaus interessant werden.

Ohnehin ist die Lage in Salzburg schon so angespannt, dass es keinen starken Gegenwind gibt. Der Bau des kurzen Stücks zum Mirabellplatz ist mittlerweile so gut wie fix. 600.000 Euro Planungskosten sollen im Budget vorgesehen werden, und man hofft auf finanzielle Unterstützung vom Bund.

Graz will Krankenhäuser und Unis verbinden

Finanzielle Unterstützung aus Wien erhofft man sich auch in Graz, wo vor einiger Zeit ebenfalls wieder Pläne zu einer U-Bahn-Linie aufgekeimt sind. Wobei es dort, anders als in Salzburg, keine gewöhnliche Bahn, sondern eine abgespeckte Form (z.B. eine Straßenbahn) sein soll. Das senkt die Kosten für den Bau, da u.a. die Stationen kleiner gestaltet werden können.

Laut einer Online-Umfrage der Kleinen Zeitung befürwortet jeder zweite Grazer den Bau der Strecke, die Unfallkrankenhaus, Uni, Fachhochschule, Hauptbahnhof und Landeskrankenhaus verbinden soll. Seriöse Kostenschätzungen gibt es momentan noch nicht. Dafür läuft gerade eine Machbarkeitsstudie.

Genau wie in Salzburg gibt es auch in Graz schon länger Pläne für eine unterirdische Bahn. In früheren Zeiten wollte man aber noch eine „Voll-U-Bahn“ wie in europäischen Millionenmetropolen. Laut der schwarz-blauen Stadtpolitik sind die Vorraussetzungen heute ganz andere als damals und die Technik habe sich stark weiterentwickelt. Die Opposition möchte lieber vorher wichtigere Maßnahmen angegangen sehen, bevor man sich über eine U-Bahn Gedanken macht.

Neben dieser Mini-U-Bahn, wie sie in den Medien häufig genannt wird, ist auch noch eine Seilbahn quer durch die Stadt in Überlegung. Ebenfalls ein sehr umstrittenes Thema.

Linz ist einen Schritt weiter

U-Straßenbahn Linz
Foto: Christan Wirth, Lizenz: CC-BY-SA

Die oberösterreichische Landeshauptstadt ist Salzburg und Graz schon um einiges voraus. Dort sind in der Innenstadt bereits zwei Straßenbahntunnels auf einer Gesamtlänge von 2,7 Kilometern vorhanden. Einer seit 2004, der andere seit 2011. Doch wer einmal Blut geleckt hat, will mehr. Bereits 2014 wurde ein weiterer Straßenbahntunnel mit 7 Haltestellen angekündigt. Kurze Zeit später plante man auch die Mühlkreisbahn, eine ÖBB-Strecke die derzeit nördlich der Donau endet, über einen unterirdischen Tunnel an den Hauptbahnhof anzuschließen, der sich südlich der Donau befindet. Für eine oberirdische Verbindung fehlt eine geeignete Trasse.

Da aber zwei von einander unabhängige Tunnelbauprojekte auch für Linz ein kleiner Luxus sind, versucht man diese momentan zu verbinden. Aufgrund der noch nicht abgeschlossenen Planungen, gibt es auch noch Unklarheiten bei den Kosten und bei der Finanzierung. Die Politik ist aber fest entschlossen die Pläne umzusetzen.

Ein kleines Dorf in Tirol zeigt es allen

Das kleine Dorf Serfaus in Tirol ist zwar keine Landeshauptstadt, aber in Punkto U-Bahn können die sich vielleicht etwas abschauen. Seit 1986 befördert dort eine kleine unterirdische Bahn Skifahrer vom Parkplatz zum Skilift. Insgesamt gibt es vier Haltestellen, und sie fährt seit ihrer Eröffnung fahrerlos. Außerdem wurde ein für damals revolutionäres Luftkissen-Konzept angewandt. Es handelt sich dabei also um Luftkissenfahrzeuge.

Pioniergeist, den man sich manchmal auch in einer Landeshauptstadt wünschen würde.

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