Öffis: Vorarlberg zeigt allen wo’s lang geht

Vorarlberg kann in vierlerlei Hinsicht als Vorbild bezeichnet werden. So auch beim öffentlichen Verkehr. Was das Bundesland besser macht als andere, ist eigentlich schnell erklärt.

Wenn man von erstklassigem öffentlichen Verkehr spricht, so hat man meistens Wien im Kopf. Kein Wunder: Wien ist europaweit vorne mit dabei was die Nutzung der Öffis pro Kopf angeht. Und die Wiener sind noch dazu hoch zufrieden mit ihrem Netz. Trotzdem möchte ich den Blick auf ein anderes Bundesland lenken. Eines, das nicht 1,8 Millionen Einwohner hat, und es trotzdem schafft, den öffentlichen Verkehr vorbildlich auszubauen. Dieses Bundesland ist, wie Eingangs schon erwähnt, Vorarlberg.

Natürlich darf man nicht vergessen, dass auch Vorarlberg in den Tälern vergleichsweise dicht besiedelt ist. Aber nicht so dicht, dass man einen gut ausgebauten öffentlichen Verkehr als Selbstverständlichkeit sehen müsste. Vorarlberg ist trotz allem ein ländlich geprägtes Bundesland. Eines, wo man in Punkto Bahnverkehr nicht neidisch in die Schweiz schaut und sudert, sondern die Sache selbst anpackt.

Politik mit Weitblick

Um 1990 herum (so genau lässt sich der Zeitraum nicht eingrenzen), wurden von den Politikern des zweitkleinsten Bundeslandes die Weichen für ein ordentliches Öffi-Netz gestellt. Und seither wächst und gedeiht es, wie die Pflanzen in einem Treibhaus. Vorarlberg kam, wie die Schweiz, in eine Positiv-Spirale. Immer mehr Menschen nutzten die Bahn, was in Folge weitere Investitionen möglich machte.

Damit die Vorarlberger das Angebot auch annehmen, hat man sich einst Maßnahmen überlegt, von denen man in anderen Bundesländern heute noch träumt. So gibt es ein Tarifsystem für alle öffentlichen Verkehrsmittel im Bundesland. Außerdem ließ man neben den Zügen auch die Busse im Takt fahren. Und während man anderswo noch jahrzehntealtes Rollmaterial im Einsatz hatte, fuhren in ganz Vorarlberg schon moderne Niederflurwagen durch die Landschaft. Mittlerweile besitzen 17 % aller Einwohner eine Jahreskarte, welche nur 365 Euro kostet.

Und es geht noch weiter

Talent 3 in Vorarlberg
Der Talent 3 wird ab 2019 in Vorarlberg unterwegs sein (Foto: ÖBB)

Wer jetzt glaubt, dass die Vorarlberger mit diesen Maßnahmen schon am Ziel angekommen sind, täuscht sich gewaltig. Das Bundesland hat sich zum Ziel gesetzt, beim öffentlichen Verkehr in Österreich der Vorreiter zu werden (auch wenn sie das für viele jetzt schon sind). In Bau sind bereits neue Triebfahrzeuge für die Schiene, die aufgrund der immer weiter steigenden Fahrgastzahlen und Zunahme der Verbindungen notwendig werden. Dabei hat die Politik nicht auf die Standard-Züge der ÖBB gesetzt, sondern hatte für die S-Bahn ganz konkrete Anforderungen, wie z.B. mehr Sitzplätze. Eine eigene Ausschreibung war die Folge. Nur so, lassen sich die Fahrgastmengen auch in zehn Jahren noch in den Griff bekommen, die sich bis dahin verdoppelt haben werden.

Das westlichste Bundesland weiß also ganz genau was es will. Man hat verstanden wie öffentlicher Verkehr funktionieren muss. Ob das an der Nähe zur Schweiz, oder einfach an weitsichtigen Politikern liegt, ist schwer zu sagen. Jedenfalls kann sich hier das eine oder andere Bundesland noch so einiges abschauen.

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