Besser ans Ziel kommen? – Google Maps-Alternativen auf dem Prüfstand

Die die bereits Anfang der 2000er-Jahre das Internet benutzt haben, werden sich möglicherweise noch erinnern: Damals gab es eine große Anzahl verschiedener Online-Routenplaner. Marktführer war im Online-Bereich zu jener Zeit Map24.

Doch dann kam Google und mischte den Markt auf. Google Maps galt zu Beginn als sehr unzuverlässig und war äußerst lange im Beta-Stadium. Manche dachten sich schon, das würde sich nie ändern. Doch Google arbeitete beharrlich an seinem Routenplaner und stieg langsam aber sicher zur Nummer 1 auf. Millionen Menschen nutzen die Seite täglich. Auch in Österreich.

Es gibt sie noch, die Alternativen

Heute könnten vermutlich viele User nicht einmal mehr eine Alternative zu Google Maps nennen. Genau wie die Suchmaschine hat der Routerplaner eine Vormachtstellung erreicht. Viele Konkurrenten konnten dem nicht standhalten.

Doch einige Routenplaner haben über Umwege überlebt oder wurden sogar neu ins Leben gerufen. Ob sie Google Maps im Jahr 2019 das Wasser reichen können, oder vielleicht sogar überlegen sind, haben wir uns angeschaut. Gegen Google Maps treten an: Bing Maps, Openstreetmap, TomTom MyDrive, der ÖAMTC Routenplaner, Viamichelin, HERE WeGo und Apple Karten. Bis auf den letzten Dienst, sind alle Services frei im Internet aufrufbar. Auf Apple Karten hat jeder Zugriff, der ein Apple-Gerät nutzt. Da das eine nicht geringe Anzahl von Nutzern sind, haben wir uns entschlossen, auch diesen Dienst zu berücksichtigen.

Die Routenplaner von Falk und des Autofmobilclubs ARBÖ verwenden als Grundlage Google Maps, weshalb sie nicht Teil dieses Tests sind.

Bing Maps

Der größte Rivale von Google ist die Suchmaschine Bing von Microsoft. Klarerweise hat man da mit Bing Maps auch ein Gegenangebot zu Google Maps.

Man merkt, dass hier versucht wurde, eine ordentliche Routenplanung auf die Beine zu stellen. Es werden mehrere Alternativrouten angezeigt. Jedoch andere und längere Routen als das bei Google Maps der Fall ist. Interessant ist, dass die Hauptroute die gleiche ist, aber bei Bing die Fahrzeit zwischen Innsbruck und Wien um gut 40 Minuten länger angegeben wird, als bei anderen Online-Routenplanern.

Nett ist der Hinweis am Ende der Fahr-Anweisungen: „Die letzte Kreuzung ist Kärntner Straße. Wenn Sie Operngasse erreichen, sind Sie zu weit gefahren“. Man bekommt also noch eine Information mit, die einem hilft, wenn man unwissentlich zu weit gefahren ist.

PRO

  • Autobahnen und Fähren können auf Wunsch vermieden werden
  • Die Route kann auf der Karte flexibel per drag & drop verändert werden
  • Routenplanung über öffentliche Verkehrsmittel möglich
  • Fußgängernavigation möglich
  • Beliebig viele Zwischenstopps eintragbar
  • Hohes Verkehrsaufkommen wird auf der Karte angezeigt

KONTRA

  • Es werden ungewöhnlich lange Fahrzeiten angegeben
  • Keine Routenplanung für Fahrradfahrer möglich
  • In ländlichen Gebieten teilweise veraltete Daten

Openstreetmap.org

Openstreetmap unterscheidet sich von den anderen Diensten grundlegend. Es handelt sich hierbei nämlich nicht um ein Unternehmen, sondern um eine weltweite Vereinigung vieler Freiwilliger, die gemeinsam an einer möglichst vollständigen Karte arbeiten. Das Prinzip ist vergleichbar mit Wikipedia.

Openstreetmap ist erstaunlich akkurat, und spielt besonders in Großstädten seine Stärke aus. Dort ist es so detailliert wie kein anderer Kartendienst. Probleme kann es dagegen am Land geben. Aufgrund zu weniger Freiwilliger können hier die Informationen unvollständig sein. Ein Umstand der für die Routenplanung ein unüberwindbares Problem darstellt.

Da Openstreetmap frei von jedem Webseitenbetreiber verwendet werden darf, setzen auch viele andere Anbieter auf deren Karten. So z.B. die Asfinag, Herold und plan.at. Beim Asfinag Routenplaner werden die Kartendaten von Openstreetmap zusätzlich mit aktuellen Verkehrsmeldungen angereichert. Jedoch schlug die Berechnung unserer Testroute dort fehl.

PRO

  • Sehr hohe Detailgenauigkeit in Städten, mit vielen Zusatzinformationen
  • Fahrrad- und Fußgängernavigation vorhanden

KONTRA

  • Es werden keine Alternativrouten angezeigt
  • Es können keine Zwischenstopps eingetragen werden
  • In ländlichen Gebieten nicht empfehlenswert
  • Keine Informationen über mautpflichtige Straßen
  • Keine Satellitenbilder

TomTom MyDrive

TomTom ist vielen als Hersteller von Navigationsgeräten bekannt. Als solche verfügen sie natürlich über gutes Kartenmaterial. Dieses nutzen sie auch, um einen Online Routenplaner anzubieten, den jeder User frei nutzen kann.

Was bei TomTom sofort auffällt ist die Darstellung der Karte. Selbst in einer geringen Zoom-Stufe, werden die Straßen also große, fette Linien angezeigt. Die Ländergrenzen treten in den Hintergrund. Da aber bei ein wenig Reinzoomen besonders viele Ortsnamen angezeigt werden, kann einen das aber optisch schnell erschlagen.

Positiv: Die Anzeige gesperrter Straßen und Bauarbeiten ist äußerst umfangreich. Was ebenfalls besonders positiv hervorsticht, ist eine eigene Option für Motorradfahrer, LKWs, Wohnmobile und Wohnwägen.

Man merkt, dass hier ein professioneller Hersteller von Navigationsdiensten dahintersteckt.

PRO

  • Eigene Routen für Motorräder, LKWs, Wohnmobile und Wohnwägen
  • Hügeligkeit und Kurvenreichtum kann eingestellt werden
  • Viele Informationen über gesperrte Straßen und andere Verzögerungen
  • Beliebig viele Zwischenstopps eintragbar
  • Viele weitere Detaileinstellungen möglich (Art der Straße, Autozüge, etc.)

KONTRA

  • Kartenansicht kann zu Beginn etwas überfordernd sein
  • Keine Navigation für Radfahrer und Fußgänger
  • Keine Satellitenbilder

ÖAMTC Routenplaner

Der ÖAMTC greift bei seinem Routenplaner auf die Entwicklung seines großen deutschen Bruders ADAC zurück.

Die Stärke dieses Routenplaners sind viele einblendbaren Zusatzinformationen. Von aktuellen Verkehrsmeldungen, über Live-Verkehrskameras, bis hin zu Schneekettenpflicht. Auch kann eingestellt werden, bis zu welchem Radius um die Straße herum, Meldungen angezeigt werden sollen.

Interessant auch die Anzeige der Mautkosten, auf der berechneten Strecke. Nur leider hat das in unserem Beispiel zwischen Innsbruck und Wien nicht richtig funktioniert. Obwohl auf der Autobahn in Österreich eine Vignette erforderlich ist, und diese laut ÖAMTC auch in den Mautkosten inbegriffen ist, wird 0 Euro angezeigt.

Eine gut durchdachte Idee ist hingegen der Kalender, in dem man das Datum und die Uhrzeit seiner Reise eintragen kann. So kann man in der Zukunft geplante Verkehrsbehinderungen sehen.

Gewöhnungsbedürftig ist im Browser die Zoomfunktion. Wer etwas zu ruckartig das Mausrad bewegt, zoomt sofort sehr weit raus oder rein.

PRO

  • Reichhaltiges Angebot an Zusatzinformationen
  • Anzeige von Tankstellen mit aktuellen Spritpreisen
  • Anzeige von Parkplätzen mit Preisen
  • Datum und Uhrzeit der Reise können eingetragen werden, um über zukünftige Behinderungen informiert zu werden
  • Live-Verkehrskameras für ganz Österreich

KONTRA

  • Keine Satellitenbilder
  • Keine Navigation für Radfahrer und Fußgänger
  • Zoom-Funktion im Browser sehr „holprig“
  • Es werden keine Alternativrouten vorgeschlagen

Viamichelin

Der bekannte Reifenhersteller Michelin hat seit langem auch ein Online-Angebot, zu dem auch ein Routenplaner zählt. Jeder der von Michelin schon mal eine Straßenkarte aus Papier in der Hand hatte, wird beim Anblick des Viamichelin-Routenplaners sofort ein vertrautes Gefühl bekommen. Die Darstellung sieht nämlich 1:1 identisch aus.

Großer Pluspunkt ist ein Feature das wir bis jetzt bei keinem einzigen Routerplaner hatten: Die Berechnung der Kosten der Reise. Bei Viamichelin können alle Daten des eigenen Autos (inklusive Marke, Baujahr und Motorisierung) eingegeben werden, und am Ende werden die genauen Kosten angezeigt.

Positiv sind auch die Optionen für Autos mit Wohnwagen, Motorrad- und Fahrradfahrer sowie Fußgänger. Allerdings dürfen Routen führ Fahrradfahrer nicht länger als 200 Kilometer sein. Eine lange Radtour kann damit also nicht geplant werden.

Die aktuelle Verkehrslage kann zwar angezeigt werden, was fehlt, ist aber die Anzeige von Baustellen und Sperren. Eine nette Zusatzfunktion ist die Anzeige des Wetters entlang der Route.

PRO

  • Ausreichend Zusatzinformationen
  • Berechnung der exakten Reisekosten anhand des Automodells und der Spritpreise
  • Optionen für Autos mit Wohnwagen, Motorrad- und Fahrradfahrer sowie Fußgänger
  • Angenehme Darstellung der Karten (mit einer zweiten Alternative)
  • Anzeige von alternativen Routen
  • Satellitenbilder möglich

KONTRA

  • Keine Anzeige von Sperren und Baustellen
  • Etwas komplizierte Bedienung der Seite
  • Nur maximal 6 Zwischenstopps einplanbar

HERE WeGo

Der Kartendienst HERE hat eine lange Geschichte hinter sich. Einst gegründet als Smart2Go wurde es später zum erfolgreichen Map24. Dieses wurde 2007 von Navteq übernommen, welches dann widerum von Nokia geschluckt wurde. Aus Navteq wurde bei Nokia dann Ovi Maps und anschließend Nokia Maps. 2012 nannte Nokia seinen Kartendienst schließlich HERE und stellte diesen 2015 zum Verkauf. Der heute als HERE WeGo bezeichnete Service ist nun im Besitz vieler verschiedener Unternehmen. Vor allem für Fahrzeughersteller ist der Dienst interessant.

Doch auch wir Endverbraucher können HERE WeGo weiterhin als Routenplaner nutzen. Die Seite glänzt dabie mit einer einfachen Oberfläche.

Interessant sind die vielen Verkehrsmittel, die Optionen Caresharing und Taxis, die es bei anderern Routenplanern nicht zur Auswahl gibt. Leider funktionierten sie auf unserer Teststrecke, ebenso wie jene für den öffentlichen Verkehr und Fahrräder, nicht.

Positiv ist die Anzeige der aktuellen Verkehrslage sowie Bauarbeiten und Sperren. Weniger positiv dagegen die teilweise veralteten Daten. Hier haben wir Parallelen zu Bing Maps entdeckt. Dies ist nicht weiter verwunderlich, da die Daten von Bing ursprünglich von Navteq zugekauft wurden. Es handelt sich also um den selben Grundstock, der zum Aufbau der Karte verwendet wurde.

PRO

  • Ansprechende Nutzeroberfläche
  • Aktuelle Daten zur Verkehrslage
  • Anzeige von alternativen Routen
  • Satellitenbilder möglich
  • Option für Fußgänger
  • Route ist per drag & drop auf der Karte veränderbar

KONTRA

  • Optionen für Fahrradfahrer, Taxis, Carsharing und öffentliche Verkehrsmittel funktionieren nicht
  • Teilweise veraltete Daten auf dem Land
  • Streckenbeschreibung könnte noch etwas detaillierter sein

Apple Karten

Der Kartendienst von Apple kann nicht von jedem frei genutzt werden. Man benötigt dafür ein Gerät des Herstellers. Zum Beispiel einen Mac oder ein iPhone. Auf diesen Geräten ist „Karten“ bereits vorinstalliert.

Den Dienst gibt es erst wenige Jahre, dementsprechend hat Apple hier noch Nachholbedarf. Schnell wurde klar, dass die Möglichkeiten nur sehr rudimentär sind.

Zwar gibt es die Möglichkeit auch Routen über den öffentlichen Verkehr abzufragen, aber das scheint nicht zu funktionieren. Keine Wirkung zeigt auf der Klick auf die Option sich die Luftqualität anzeigen zu lassen. Das ist schade, weil das gegenüber anderen Routenplanern ein Alleinstellungsmerkmal wäre. Dafür gibt es aber Verkehrsinfos sowie eine schöne 3D-Darstellung der Karte, wie man sie sonst nur von Google kennt.

PRO

  • Option für Fußgänger verfügbar
  • Aktuelle Verkehrsinformationen können eingeblendet werden
  • Satellitenbilder vorhanden
  • Beeindruckende 3D-Ansicht der Großstädte

KONTRA

  • Option für Öffis funktioniert nicht
  • Option für Anzeige der Luftqualität funktioniert ebenfalls nicht
  • Keine Zwischenhalte einplanbar
  • Keine Option für Fahrradfahrer
  • Keine Anzeige alternativer Routen
  • Anzeige der Wetterdaten funktioniert nicht

Fazit

Unser Test hat mehr interessante Fakten zutage gebracht, als anfänglich vermutet. Zwar hat kein Anbieter Streetview und Flugverbindungen im Routenplaner integriert, dafür aber viele andere Funktionen, die man, wenn man sie einmal zu schätzen gelernt hat, bei Google Maps vermissen wird.

Es ist nicht leicht einen Gewinner auszumachen, da jeder Online-Routenplaner unterschiedliche Vorteile liefert. Die Detailgenauigkeit von Städten bei Openstreetmap, die vielen Einstellmöglichkeiten bei TomTom, die vielen Zusatzinformationen beim ÖAMTC und die Kostenberechnung bei Viamichelin sind sicher Punkte die man hervorheben sollte.

Das beste Gesamtpaket für Autofahrer, die eine weitere Strecke planen, dürften aber TomTom MyDrive sowie der ÖAMTC Routenplaner liefern. Hier bekommt man am meisten an einem Ort geboten. Google kann bei diesen beiden Anbietern in Punkto Funktionsumfang noch einiges lernen.


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